Allgemeines
Der Verlauf der COPD wird durch Begleiterkrankungen wesentlich mit beeinflusst. Auch bei fortgeschrittener Erkrankung (FEV1 < 60 %) können nur 40 % der Todesfälle der COPD selbst zugeordnet werden. Neben der Pneumonie und dem Bronchialkarzinom stellten die kardiovaskulären Erkrankungen den wichtigsten Faktor dar.
Als Ursache für das überzufällig häufige Zusammentreffen der COPD mit extrapulmonalen Erkrankungen wird eine systemische Inflammation diskutiert, die von Atemwegen und Lungenparenchym ausgeht und auch für arteriosklerotische
Prozesse mitverantwortlich gemacht wird.
Komorbidität mit kardiovaskulären Erkrankungen
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Patienten mit leichter bis mäßiger COPD. Mit zunehmendem Schweregrad erlangt die COPD selbst höhere Relevanz als Todesursache. Bei COPD-Patienten ist von einer Prävalenz von 20-22% kardiovaskulärer Erkrankungen auszugehen, während bei Personen ohne COPD nur 9% zu erwarten sind. Mehrere großangelegte, epidemiologische longitudinale und Querschnittsstudien zeigten eine Risikoerhöhung für das Auftreten von Angina pectoris und Myokardinfarkt sowie kardiovaskulären Todesfällen um das 1,67 - 2,02, auch unter Berücksichtigung gemeinsamer Risikofaktoren. Auch unabhängig vom Rauchen korreliert das kardiovaskuläre Risiko mit dem Schweregrad der COPD. Ein höheres C-reaktives Protein war bei COPD-Patienten mit einer Zunahme von EKG-Veränderungen verbunden. Dies wird als ein Indiz für die Verbindung von COPD und arteriosklerotischer Erkrankung durch einen chronischen Entzündungsprozess angesehen. Schon vor der Manifestation klinischer Erkrankungen zeigen sich bei der COPD Endothel-Veränderungen.
Exazerbationen einer COPD stellen eine besondere Risikosituation für Patienten mit koronarer Herzkrankheit dar. So ist das Risiko für einen akuten Myokardinfarkt in den ersten 5 Tagen einer Exazerbation um das 2,3fache erhöht. Hospitalisationsrate und Krankenhausmortalität steigen bei Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen und COPD. Die Suche nach einer begleitenden Koronarischämie kann bei COPDPatienten durch die Leistungsminderung in der belastungselektrokardiografie eingeschränkt sein. Daher sind häufig ergänzende Verfahren wie die Stress-Echokardiografie oder die Perfusionsszintigrafie notwendig.
Neben der Assoziation zu ischämischen Herzkrankheiten ist die COPD auch mit einem 2,8fach höheren Risiko für einen akuten Schlaganfall verbunden. In den ersten 7 Wochen nach einer Exazerbation steigt das Risiko um das 1,3fache.
Aufgrund der gemeinsamen Leitsymptome Dyspnoe und Leistungsminderung sind COPD und Herzinsuffizienz oft nur schwierig voneinander abzugrenzen. Die wichtigsten Ursachen der Herzinsuffizienz, die koronare Herzkrankheit und die arterielle Hypertonie, treten gehäuft bei COPD-Patienten auf. Das schwere Lungenemphysem kann zu einer Füllungsbehinderung des Herzens, also zur Minderung der Vorlast, führen. Daneben kann es auch isoliert zur Dilatation und Hypertrophie des rechten Ventrikels, also zum Cor pulmonale kommen.
Erhöhte Troponin-T- oder nt-pro-BNP-Spiegel sind bei akuten Exazerbationen der COPD auch ohne akute kardiale Erkrankung Marker einer erhöhten 30Tage-Mortalität. Nt-pro-BNP stellt einen unabhängigen Risikofaktor bei multivariaten Analysen dar. Umgekehrt beeinträchtigt die COPD die Langzeitprognose der Herzinsuffizienz (5-Jahresüberleben bei Herzinsuffizienz mit COPD 31 %, bei Herzinsuffizienz alleine 71 %).
12 – 14 % der COPD-Patienten zeigen relevante Arrhythmien, vor allem Vorhofflimmern, die jedoch nicht durch die Therapie mit Bronchodilatatoren beeinflusst werden. Dem COPD-Patienten sollte also weder die bronchodilatatorische Therapie mit Betamimetika einerseits, noch, falls indiziert, die Behandlung mit kardioselektiven Betablockern andererseits vorenthalten werden.
Weitere Komorbiditäten bei der COPD
Bei der COPD treten auch weitere die Lebensqualität und –erwartung limitierende Erkrankungen signifikant häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Dazu gehören Diabetes mellitus, Osteoporose und Muskelatrophie, bei denen Bindeglieder die Systementzündung, aber auch Immobilität und Therapieeinflüsse sein können. Depression, gastroösophagealer Reflux, chronische Niereninsuffizienz, Entzündungsanämie und das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom nehmen Einfluss auf die Krankheitsentwicklung der COPD-Patienten.
Kurzgefasst
COPD und ischämische Herz-Kreislauf -erkrankungen stehen in enger Beziehung, möglicherweise über eine systemische Entzündung. Daher wird die Prognose der COPD-Patienten nicht selten durch kardiovaskuläre Komplikationen geprägt. Der Verlauf akuter oder chronischer kardialer Erkrankungen wird durch eine begleitende COPD ungünstig beeinflusst.
Quelle: Vortrag von Prof Dr. med. Wilfried J. Randerath Chefarzt Krankenhaus Bethanien, Solingen Klinik für Pneumologie und Allergologie Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Solingen, auf dem 10. Symposium Lunge am Samstag, den 02. September 2017 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)
© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
Der Abdruck bzw. die Weiterverwertung dieses Artikels oder Teilen daraus in Print/Onlinemedien bedürfen der vorherigen schriftlichen Genehmigung der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und sind nur mit der oben genannten Quellangabe gestattet.