Bisherige Besucher: 6091389

Zuletzt angepasst am 04.12.2024

Die Krankheitsbilder COPD und Lungenemphysem: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COLD) ist eine in aller Regel chronisch fortschreitende Erkrankung der Lunge, die durch eine Verengung und Verstopfung der Atemwege mit nachfolgendem Umbau des Lungengewebes gekennzeichnet ist.

Als Sammelbegriff bezeichnet COPD eine Gruppe von Lungenkrankheiten, die durch Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot bei Belastung gekennzeichnet sind. In erster Linie sind die chronische Bronchitis, die chronisch-obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem zu nennen.

Als Lungenemphysem bezeichnet man dagegen die irreversible Überblähung der belüfteten Räume distal der terminalen Bronchiolen. Beim so genannten zentriazinären Emphysem sind die zentralen Teil des Azinus (kleinste Lungeneinheit) primär betroffen.

Die Hauptursache für dieses Emphysem ist das Rauchen. Die Schadstoffe führen zu einer Entzündung, die das interstitielle Lungengewebe angreift. Das so genannte panazinäre Emphysem entsteht am peripheren Ende des Azinus.

Hauptursache für seine Entstehung ist der vererbte Mangel des Enzyms Alpha-1-Antitrypsin. Dieses Enzym schützt die Lunge vor Proteasen, die das Gewebe, insbesondere aber die elastischen Fasern in den Wänden der Lungenbläschen jetzt ungeschützt angreifen und zerstören können. Wenn die Wände der Lungenbläschen einreißen, entstehen immer größere Emphysemblasen. Es bildet sich ein panlobuläres und bei weiterem Wachstum ein bullöses Emphysem aus. Bei allen diesen Erkrankungen trägt vor allem die chronische Entzündung zur Aufrechterhaltung des Krankheitsgeschehens bei, das durch Noxen verschiedenster Art (Rauchen, Infektionen, Umweltverschmutzung, usw.) angefacht und unterhalten wird. Bei der Erkrankung an COPD klagen die Patienten zunächst über Husten (oft als Raucherhusten verharmlost) und über wechselnd viel Auswurf , aber erst Jahre später über Atemnot bei körperlicher Belastung.

Beim „reinen“ Lungenemphysem stehe die Atemnot bei Belastung dagegen im Vordergrund. Die COPD kann mit einer asthmatischen Reaktion kombiniert sein, die beim Emphysem seltener vorkommt. Schwere Formen einer COPD lassen sich häufig in zwei charakteristische klinische Erscheinungsformen einteilen:

Beim Blue Bloater („blauer Aufgedunsener“) handelt es sich um die schwere Form einer COPD, die auf dem Boden einer chronischen (obstruktiven) Bronchitis entstehen kann. Diese Patienten haben meist Übergewicht und leiden unter Husten mit wechselnd viel Auswurf. Trotz einer ausgeprägten Zyanose (Blausucht) mit hochgradigem Sauerstoffmangel (Hypoxie) und Anreicherung von Kohlendioxid im Blut (Hyperkapnie) ist die Atemnot eher gering ausgeprägt. Auf den Sauerstoffmangel reagiert der „Blue Bloater“ mittels vermehrter Bildung roter Blutkörperchen (Polyglobulie).

Beim Pink Puffer („rosa Schnaufer“) handelt es sich um einen Typ des Lungenemphysematikers mit asthenischem Konstitutionstyp (hervorgerufen durch ständig vermehrte Muskelarbeit der Atemmuskulatur), starker Dyspnoe und eher trockenem Husten. Die Patienten haben eine allenfalls leichte Zyanose, da kein oder ein nur geringgradiger Sauerstoffmangel besteht. Nur selten (Spätstadium) findet sich eine Anreicherung von Kohlendioxid im Blut (Hyperkapnie).

Auch in der Behandlung finden sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Das gemeinsame Behandlungsziel besteht darin, das Fortschreiten der Erkrankung zu mindern oder aufzuhalten und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Voraussetzung jeder sinnvollen Behandlung ist es, zunächst schädigende Einflüsse auszuschalten.

Dazu muss das Rauchen bei COPD und Lungenemphysem grundsätzlich aufgegeben werden, auch Passivrauchen ist zu vermeiden. Die Beendigung des Rauchens ist die einzige Möglichkeit, nachweislich die Prognose dieser Erkrankungen deutlich zu verbessern.

Ein entscheidendes Ziel in der medikamentösen Therapie bei COPD und Emphysem ist es, die Bronchien zu erweitern um die Atmung zu verbessern. Die Medikamente, die hierfür verwendet werden, nennen sich „Bronchodilatatoren“. Durch diese Gruppe von Medikamenten werden die im Rahmen der Erkrankung enggestellten Bronchien durch Einwirken auf die Bronchialmuskulatur mehr oder weniger weit gestellt. Vorwiegend werden zwei Medikamentengruppen dazu eingesetzt. Zum einen die „Beta-2-Mimetika“ und zum anderen die „Anticholinergika“. Der Stellenwert von inhalierbarem Kortison ist nur bei schwerer bis sehr schwerer COPD gesichert. Kortisontabletten helfen bei beiden Erkrankungen nur im Falle einer schweren Exazerbation. Antibiotika sind bei bakteriellen Infektionen angezeigt und können die sonstige Therapie dann sinnvoll unterstützen.

Die Substitution mit humanem Alpha-1-Konzentrat (Prolastin HS) kommt nur für Patienten mit stark erniedrigten Blutspiegeln von Alpha-1-AT und fortgeschrittenem Emphysem infrage.

Von der Sauerstofflangzeittherapie profitiert der COPD-Patient vom Typ des Blue Bloaters aus Sicht der Lebenserwartung wahrscheinlich mehr als der Emphysematiker, der mit Sauerstoff oft weniger Atemnot empfindet.

Die nicht invasive Beatmung ist bei der COPD eines Blue Bloaters besonders effektiv, wird vom reinen Emphysematiker dagegen selten – oder erst im fortgeschrittenen Stadium - mit gutem Erfolg akzeptiert.

Die Lungentransplantation kommt bei schwerster COPD und bei fortgeschrittenem Emphysem als letzte Option nach Ausschöpfung aller anderen zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden für ansonsten weitgehend gesunde Menschen unter 65 Jahren infrage.

Symposium - Lunge 2009
Prof. Dr. Helmut Teschler
Ärztlicher Direktor
Ruhrlandklinik gGmbH am Universitätsklinikum Essen

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
Der Abdruck bzw. die Weiterverwertung dieses Artikels oder Teilen daraus in Print/Onlinemedien bedürfen der vorherigen schriftlichen Genehmigung der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und sind nur mit der oben genannten Quellangabe gestattet.