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Zuletzt angepasst am 24.07.2024

COPD und möglicherweise auftretende Begleiterkrankungen

Bei Menschen, die an COPD leiden, liegen oftmals gleichzeitig andere Erkrankungen vor. Bei den meisten B gleiterkrankungen ist unklar, ob sie Folge der COPD sind oder zufällig gleichzeitig beim selben Patienten bestehen.  Unabhängig davon ist es sinnvoll, bei der Behandlung der COPD die häufigsten dieser Krankheiten zu beachten. Krankheiten, die oft gemeinsam mit der COPD auftreten, sind Osteoporose, koronare Herzkrankheit, Depression sowie Über- oder Untergewicht.

Osteoporose

Bei Osteoporose handelt es es sich um eine krankhaft verminderte Stabilität des Skeletts. Die Knochen können bei Stürzen leichter brechen. Manchmal reicht sogar ein heftiger Hustenanfall aus, um dünne Knochen, beispielsweise  die Rippen, brechen zu lassen. Warum tritt Osteoporose bei Menschen, die an COPD leiden, häufiger auf? Zum einen wird die COPD in einigen Fällen mit Kortison behandelt. Dünnere Knochen sind eine typische Nebenwirkung dieses Medikamentes. Zum anderen bewegen sich COPD-Patienten im Alltag deutlich weniger als Gesunde. Dadurch wird der Bewegungsapparat (zu dem auch die Knochen gehören) in geringerem Maße beansprucht. Der Körper reagiert  darauf, indem er Muskeln und Knochen dünner werden lässt. Oft sind Menschen mit fortgeschrittener COPD sehr dünn. Auch dies ist eine Ursache für erhöhte Brüchigkeit: Wenn Knochen weniger Gewicht tragen müssen, werden sie  dünner. Bei der Therapie der Osteoporose werden Medikamente eingesetzt, die den Knochenaufbau fördern. Dazu gehören Vitamin D und Kalzium. Wer im Alltag in Bewegung bleibt, tut seinen Knochen ebenfalls etwas Gutes.

Koronare Herzkrankheit

Rauchen ist in Deutschland die Hauptursache für die Entstehung einer COPD. Gleichzeitig ist Rauchen ein bedeutsamer Risikofaktor für die Arteriosklerose, wie die Verkalkung der Arterien genannt wird. Wird das Herz wegen einer  Arterienverkalkung unzureichend mit Sauerstoff versorgt, so spricht man von der koronaren Herzkrankheit (KHK). Corona ist das lateinische Wort für Kranz, der Begriff koronar bezieht sich auf die kranzförmige Anordnung der Blutgefäße um den Herzmuskel. Wichtig ist, bei Patienten mit COPD immer auch einmal an das Vorliegen einer KHK zu denken, denn beide Erkrankungen können Luftnot hervorrufen. Umgekehrt leiden viele Herzpatienten auch an  einer COPD. Eine Lungenfunktionsprüfung bringt Klarheit.

Depression

Atmung und Psyche hängen eng miteinander zusammen. So ist es nicht verwunderlich, dass Menschen, die wegen einer COPD unter Luftnot leiden, gleichzeitig seelisch belastet sind. Es ist erwiesen, dass die Therapie einer  Depression auch Symptome der COPD bessert. Fehlt die Freude am Leben, ist der Antrieb vermindert oder die Stimmung gedrückt? Dies sind Hinweise auf eine depressive Episode, die gut therapiert werden kann.

Gewicht

Sowohl ein sehr geringes als auch ein sehr hohes Körpergewicht können bei Menschen mit COPD von Bedeutung sein. Die Erkrankung geht mit einer Entzündungsreaktion einher, die zum Abbau von Muskelmasse führen kann. Bei  sehr dünnen Menschen ist das Problem offensichtlich: Ihnen fehlt die Kraft zum Atmen. Allerdings kann das gleiche Problem auch bei Menschen mit Übergewicht bestehen: Ein hoher Körperfettanteil und eine geringe Muskelmasse führen bei dicken Menschen zum gleichen Problem wie bei Dünnen: Sie haben zu wenig Muskelkraft zum Atmen. Um dem vorzubeugen ist es sinnvoll, in Bewegung zu bleiben und beim Essen möglichst viel Eiweiß zu sich zu  nehmen. Fette Essen ist ebenfalls erlaubt. Ob und welche Kohlehydrate (z.B. Brot, Kartoffeln, Zucker, süße Getränke) günstig sind, muss für jeden Betroffenen individuell entschieden werden.

Wechselwirkungen von Medikamenten

Zur Behandlung der COPD werden Medikamente eingesetzt, die eine Erweiterung der Atemwege bewirken. Diese können bei manchen Menschen zu einer Erhöhung der Herzfrequenz führen. Dies ist besonders für die rasch  wirksamen Medikamente der Fall, die als Bedarfsmedikament inhaliert werden. Auch Theophyllin hat diesen Effekt. Es muss dann entschieden werden, ob eine Anpassung der Dosierung erfolgt oder eine andere Substanz zur Therapie ausgewählt wird.

Herzkranke Menschen erhalten oft zwei Arten von Wirkstoffen, die einen Einfluss auf die Atmung haben können. Sogenannte ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril) können Husten verursachen. Ein Austausch gegen ähnliche  Wirkstoffe ohne diese Nebenwirkung ist möglich. Auch Betablocker werden häufig bei Erkrankungen des Herzens eingesetzt. Bei COPD können diese Substanzen (z.B. Nebivolol, Bisoprolol, Metoprolol) meist bedenkenlos eingesetzt  werden. Es kann für Menschen mit COPD sogar von Vorteil sein, Betablocker einzunehmen. Allerdings gibt es auch Betablocker, die nicht nur auf das Herz, sondern auch auf die Lungen wirken (z.B. Carvedilol, Propranolol). Diese  können die Wirkung der wichtigen atemwegserweiternden Medikamente abschwächen oder sogar ganz aufheben. Bei der Auswahl des Betablockers zur Therapie einer Herzerkrankung sollte also darauf geachtet werden, ob  gleichzeitig eine COPD besteht und dass der Betablocker nur auf das Herz wirkt.

Begleiterkrankungen verhindern

Für Menschen mit COPD gibt es vier grundlegende Tipps, um die Gesundheit lange zu erhalten und das Risiko von Begleiterkrankungen zu verringern:

  1. Bleiben Sie in Bewegung
    Mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität pro Tag sind das Ziel. Dazu zählt neben Sport auch Treppensteigen, Fahrradfahren oder zu Fuß gehen. Die Zeit kann gesammelt werden: An einem Tag 1 Stunde Bewegung ist gut für 2 Tage usw. – pro Woche sollen so 2,5 Stunden zusammenkommen
  2. Achten Sie auf Ihr Essen
    Ein normales Gewicht hat Vorteile. Zucker, Marmelade, Süßigkeiten, süße Erfrischungsgetränke und Alkohol sollen eine Ausnahme sein. Fleisch und Gemüse sind immer gut, Kohlehydrate (Brot, Müsli, Kuchen) in geringen Mengen möglich
  3. Seien Sie rauchfrei
    Ihre Rauchfreiheit hat einen stärkeren günstigen Einfluss auf die Gesundheit als jedes vom Arzt verordnete Medikament. Bei nahezu jeder Erkrankung sind rauchfreie Menschen im Vorteil
  4. Lassen Sie sich impfen
    ie jährliche Grippeschutzimpfung sowie die Impfungen gegen Pneumokken, die häufigsten Erreger der Lungenentzündung, retten Leben. Sie werden allen Menschen mit COPD empfohlen

Wer hilft?

Der Umgang mit COPD und mit anderen Erkrankung kann eine Herausforderung sein. Selbsthilfegruppen sind eine ideale Möglichkeit der Unterstützung. Der Kontakt mit anderen Betroffenen ist aufbauend, man ist nicht allein.  Erfahrungen Anderer können hilfreich sein, um Tipps für die Lösung von Problemen zu erhalten. Auch Angehörige von Menschen mit COPD profitieren von Selbsthilfegruppen, sie finden dort Unterstützung.

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten der Hilfe bei chronischen Erkrankungen. Auf der Internetseite Ihrer Krankenkasse oder direkt bei Ihrem Kundenbetreuer erhalten Sie hierzu mehr Informationen.

Die Teilnahme am Disease Management Programm (DMP) wird jedem Betroffenen empfohlen. Schulungen und Informationsmaterial ebenso wie regelmäßige Facharzttermine sind Teil des Angebotes.

Was können Angehörige tun?

Rauchfrei zu werden und täglich in Bewegung zu bleiben ist für viele Menschen mit COPD eine große Herausforderung. Auch regelmäßiges Essen kann bei fortgeschrittener COPD schwerfallen. Angehörige können ermutigen,  motivieren und aktivieren. In Begleitung gelingt vieles leichter!

Quelle: Vortrag von Dr. Justus de Zeeuw Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Schlafmedizin, Köln, auf dem 9. Symposium Lunge am Samstag, den 10. September 2016 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)

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