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Zuletzt angepasst am 24.04.2024

Wie kann ich Atemwegsinfektionen vermeiden?

In den letzten Jahren hat die Häufigkeit an Infektionen der unteren Atemwege stark zugenommen. Dazu gehören in erster Linie die Entzündung der Atemwege (Bronchien) und die Entzündungen des Lungengewebes (Pneumonien).

Besonders gefährdet für Infektionen der unteren Atemwege sind Patienten mit einer eingeschränkten Körperabwehr bzw. einem beeinträchtigtem Immunsystem, ältere Menschen sowie Patienten mit strukturellen Lungenerkrankungen wie der COPD. Haupterreger der Infektionen der unteren Atemwege sind Viren (Influenzaviren, Rhinoviren, RSV-Viren, Corona-Viren) und Bakterien, von denen Pneumokokken die größte Bedeutung haben. Nicht selten führt eine primäre Virusinfektion im Anschluss zu einer bakteriellen Entzündung im Bereich der Lunge.

Die für die Atemwege wichtigen Viren können durch Aerosole (Suspensionen von flüssigen/festen Partikeln in der Lunge oder einem Gas), große Tröpfchen oder durch direkten Kontakt mit kontaminierten Flüssigkeiten übertragen werden. Husten oder Niesen führt zu Partikelteilchen mit einem Durchmesser von weniger als 5 – 10 μm. Über diese Partikel können Infektionen auch über größere Strecken übertragen werden. Händedesinfektion und das Tragen von  Schutzhandschuhen bei medizinischem Material sind besonders wichtig, um das Risiko einer direkten Übertragung durch kontaminierten Schleim der Atemwege zu minimieren. Bei ausgeprägten Pandemien, z. B. durch Influenzaviren,  kann die Übertragung durch Aerosole mittels Tragen von Schutzmasken zumindest vermindert werden.

Aufgrund der begrenzten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, durch Viren bedingte Atemwegserkrankungen zu behandeln, kommt der Impfung ein hoher Stellenwert zu. Hier sind insbesondere die Schutzimpfungen  gegenüber Influenzaviren, die die Grippe auslösen, zu nennen.

Die Schutzimpfung gegen Influenza gehört zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen. Sie sollte vorzugsweise in den Monaten Oktober und November durchgeführt werden, kann auch aber auch während der Grippesaison  nachgeholt werden. Empfehlungen für diese Schutzimpfungen bestehen für Personen, die älter als 60 Jahre alt sind, Patienten mit strukturellen Lungenerkrankungen oder einer Abwehrschwäche. Die Schutzimpfung muss aufgrund von  Änderungen der Virusstruktur jährlich wiederholt werden.

Als Möglichkeiten einer Vorbeugung vor stärkeren Krankheitszeichen nach bereits erfolgter Infektion mit Influenzaviren kann spätestens 48 Stunden nach Einsetzen von grippeähnlichen Beschwerden (Frösteln, Gliederschmerzen,  Abgeschlagenheit, Husten) ein Behandlungsversuch mit sog. Neuraminidasehemmern (Oseltamivir, Zanamivir) erfolgen, die sowohl gegen Influenza-A- als auch Influenza- B- Viren wirken. Neuraminidasehemmer mindern Schweregrad  und Dauer der Erkrankung und gewähren bei rechtzeitiger Einnahme auch einen gewissen Schutz vor einem ungünstigen Verlauf der Erkrankung.

Die Pneumokokkenschutzimpfung ist bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen empfehlenswert, um einen schwerwiegenden Verlauf einer durch Pneumokokken bedingten Lungenentzündung zu verhindern. Viele Jahre stand Ausschließlich ein 23-valenter kapsulärer Polysacheridimpfstoff zur Verfügung, der eine 70 – 80 %-ige Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen und eine 42 %-ige Risikoreduktion einer Pneumokokkenpneumonie bei über 55-Jährigen ermöglichte. Außerdem konnten Sterblichkeit und Krankenhausaufenthaltsdauer bei geimpften Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie deutlich gesenkt werden. Offen hierbei sind die Effekte einer erneuten  Schutzimpfung, die in früheren Zeiten, etwa nach 6 Jahren, empfohlen wurde.

Der zunächst bei Kindern eingesetzte neue Impfstoff Prevenar 13, der mit 13 Serotypen die wichtigsten Erreger bei invasiven Pneumokokkenerkrankungen umfasst, bietet eine weitere Möglichkeit einer wirksamen Impfung auch für  Erwachsene. Unter diesem Impfstoff sind die invasiven Pneumokokkenerkrankungen deutlich zurückgegangen.

Die akuten Verschlechterungen im Rahmen der COPD, die sog. Exazerbationen werden häufig durch virale und/oder bakterielle Infektionen hervorgerufen. Diesen Exazerbationen kann vorgebeugt werden, mit dem Ergebnis einer  deutlichen Verminderung der Häufigkeit der Exazerbationen. Wichtigste Maßnahme ist hierbei die strukturelle Patientenschulung, die dem Betroffenen COPD Patienten ermöglicht, frühzeitig akute Verschlechterungen zu erkennen und darauf zu reagieren.

Hiermit können durch erlernte Selbsthilfemaßnahmen schwere Verläufe der Exazerbationen verringert werden. Neben den Influenza- und Pneumokokkenschutzimpfungen können auch langwirksame Anticholinergika, langwirksame  Betamimetika und inhalative Kortikoide bei schwerer COPD zu einer Verminderung der akuten Exazerbationen beitragen.

Dies gilt auch für Roflumilast und auch Cineol, einem Eukalyptuspräparat. Mit diesen Maßnahmen kann die Häufigkeit akuter Exazerbationen reduziert werden. Im Falle einer bakteriellen Infektion, erkennbar an gelb oder grün  gefärbtem Auswurf, ist eine antibiotische Therapie in der Regel notwendig. Sehr umstritten ist eine Dauerbehandlung mit Antibiotika zum Schutz vor bakteriellen Infektionen bei Patienten mit schwerer COPD und häufigen  Exazerbationen. Hiervon ist eher abzuraten.

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Heinrich Worth Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Klinikum Fürth Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland e.V., auf dem 7. Symposium Lunge am Samstag, den 13. September 2014 von 9:00-18:00 Uhr in Hattingen (NRW)

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