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Zuletzt angepasst am 24.04.2024

Untersuchungsmethoden zur Diagnostik einer COPD mit oder ohne Lungenemphysem

Einleitung und Erkrankungsdefinition

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Krankheiten, zu den zehn häufigsten Todesursachen in Entwicklungs- und Schwellenländern und zu den führenden Ursachen von Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung, und dies unverändert mit steigender Tendenz.

Die COPD ist wie folgt definiert:

„Sie ist eine chronische Lungenerkrankung mit progredienter, nach Gabe von Bronchodilatatoren und/ oder Kortikosteroiden nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion auf dem Boden einer chronischen Bronchitis und/oder eines  Lungenemphysems. Hauptsymptome sind chronischer Husten, Auswurf und Atemnot, anfangs nur unter Belastung“. Die COPD ist eine im Grunde vermeidbare Erkrankung, denn sie wird in den meisten Fällen durch inhalatives Zigarettenrauchen aber auch durch inhalative Stäube (z.B. Bergarbeiterlunge) ausgelöst und unterhalten. Der Krankheitsverlauf zieht sich in aller Regel über Jahrzehnte hin. Vor einer Therapie steht daher immer eine genaue Diagnostik.

Diagnostik

Die Diagnostik der COPD gliedert sich in:

  • Anamnese einschließlich Berufsanamnese, Symptome, klinische Untersuchung
  • Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie, Bodyplethysmographie)
  • Blutgasanalyse
  • Zur Abklärung von COPD-typischer Komplikationen, Begleiterkrankungen oder bei diagnostischer Unsicherheiten sind zusätzlich folgende Untersuchungen notwendig:
    o EKG
    o Röntgenbild der Lunge
    o ggf. auch Computertomographie (CT) der Lunge
    o Herzultraschalluntersuchung (bei Verdacht auf eine Herzerkrankung)

Symptome und körperliche Untersuchung des Arztes

Atemnot in Ruhe oder im leichten Krankheitsstadium möglicherweise nur bei Belastung, ggf. begleitete von Husten und Auswurf als Ausdruck einer chronischen Bronchitis sind die typischen Zeichen dieser Erkrankung. Hinweise auf eine langjährige Zigarettenrauch- oder Staubexposition sind weitere Hinweise, dass eine COPD vorliegt. Wichtig ist für den Betroffen, dass er diese Befunde ehrlich seinem Arzt mitteilt, denn andernfalls würde es für ihn schwer diese die Diagnose korrekte zu stellen. Bei schon gesicherter Diagnose können Fragebögen wie z.B. der CAT (COPD Assessment Test) das individuelle Befinden und die mit der COPD verbundenen Einschränkungen besser einschätzen helfen.

Während einer Exazerbation (= akute Verschlechterung) verändert sich die Menge, die Farbe und die Fließeigenschaften des Sputums. Eine Zunahme der Sputummenge und eine neu aufgetretene Gelbfärbung mit oder ohne Fieber sind Hinweise auf eine zugrunde liegende bakterielle Infektion.

Der Arzt versucht nach dem Gespräch die beklagten Symptome durch eine körperliche Untersuchung zu objektivieren, in der er nicht nur die Lunge mit dem Stethoskop abhört, sondern auch perkutiert (Klopfschalluntersuchung), nach Zeichen einer Sauerstoffunterversorgung und z.B. nach Wassereinlagerungen als Ausdruck der Herzschwäche sucht. Damit lassen sich recht gut Hinweise für eine Atemwegsverengung, eine Überblähung der Lunge (Lungenemphysem), Vorliegen einer Bronchitis und Hinweise für eine Herzschwäche oder andere eine Atemnot verursachenden Erkrankungen finden.

Lungenfunktionsprüfung

Die Lungenfunktionsprüfung ist in der COPD-Diagnostik so wichtig wie das EKG für den Herzkranken. Dabei wird zwischen der apparativ einfachen Spirometrie und der aufwändigeren Bodyplethysmographie (Untersuchung in der Glaskabine) unterschieden. Bei beiden werden Atemvolumina gemessen, wobei die Bodyplethysmographie zusätzlich die Bestimmung der Lungenüberblähung, wie sie für ein Lungenemphysem typisch ist, und den Atemwegswiderstand, wie er bei einer Atemwegsverengung vorkommt, ermöglicht. Die Lungenfunktionsprüfung objektiviert die Beschwerden, erlaubt eine Schweregradeinteilung der Erkrankung (Tab. 1), eignet sich zur Prognoseabschätzung und erlaubt eine Abgrenzung zum Asthma. Leider ist die Lungenfunktionsmessung stark von der Mitarbeit des zu Messenden abhängig. Eine schlechte Mitarbeit macht die Interpretation der Messwerte mitunter unmöglich. Deswegen werden die Patienten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lungenfunktionslabors auch deutlich hörbar angespornt, damit sie bei der Messung im wahrsten Sinne des Wortes Maximales zu leisten.

Folgende Lungenfunktionswerte sind für die weitere Therapieentscheidung einer COPD wichtig:

  • Das FEV1 gibt das Volumen an, das nach maximaler Inspiration unter Aufwendung aller Kraft innerhalb von einer Sekunde ausgeatmet werden kann (Ein-Sekundenkapazität). Eine Atemwegsobstruktion führt zu einer Verringerung des FEV1, wonach sich dann der gleiche Test nach vorheriger Inhalation mit einem bronchialerweiternden Medikament anschließt. Normalisiert sich das FEV1, spräche dies für ein Asthma und gegen eine COPD.
    Der Test heißt bronchialer Reversibilitätstest
  • VC oder FVC ist die Vitalkapazität bzw. forcierte Vitalkapazität und beschreibt das maximal Volumen, das wir Menschen ein- und ausatmen können. Es ist bei der Atemwegsverengung aber auch bei der Lungenfibrose  (Lungenvernarbung), einer Herzschwäche mit Wasseransammlung in der Lunge vermindert
  • FVC/FEV1: Liegt das Verhältnis dieser beider Parameter über 70% und sind dabei in gleicher Weise erniedrigt, dann liegt keine COPD vor sondern z.B. eine Lungenfibrose. Man spricht von einer restriktiven, d.h. alle  Lungenvolumina einschränkende Lungenerkrankung. Bei einer COPD wäre die FEV1 erniedrigt, die FVC aber normwertig und somit läge der Wert unter 70%.
  • In der Bodyplethysmographie können zusätzlich der Atemwegswiderstandes, das Residualvolumens (RV), das Atemvolumen, das selbst nach maximaler Ausatmung noch in der Lunge verbleibt. Aus diesen Werten lassen sich  das intrathorakale Gasvolumen (ITGV), die Gasmenge, die nach einer normalen Ausatmung in der Lunge verbleibt, und die totale Lungenkapazität (TLC), der Summe aus VC und RV errechnen. Das RV und das ITGV sind beim  Lungenemphysem typischerweise erhöht. Für die Bewertung werden die individuell normierten Sollwerte (bezogen auf Geschlecht, Gewicht, Alter, Körpergröße/-gewicht) verwendet und sind auch auf den entsprechenden  Befundbögen ausgewiesen
  • Peak-Flow-Bestimmung (Atemstoßtest): Dieser einfache Test, misst den Atemstoß nach maximaler Einatmung. Da schwankende Messwerte typisch für das Asthma nicht aber für die COPD sind, wird dieser Test, der leicht  selbst zu Hause durchgeführtwerden kann, bei der COPD nur selten durchgeführt

Blutgasanalyse

Neben der Lungenfunktion ist die Messung Blutgasanalyse wichtig, in der vor allem der Sauerstoff- (pO2) und der Kohlendioxidpartialdruck (pCO2) sowie der Blut-pH (Säure-Basen-Haushalt des Blutes) gemessen wird. Schafft es die  Lunge nicht mehr genug Sauerstoff aufzunehmen oder Kohlendioxid abzugeben, spricht man von einer respiratorischen Insuffizienz. In diesem Fall sind die COPD und/oder das Lungenemphysem schon fortgeschritten oder es liegt ein  Notfall vor, der eine Sauerstoffgabe oder bei pCO2-Erhöhung mit erniedrigtem pH (<7,3) sogar eine Beatmungstherapie erfordert. Auch andere Erkrankungen können eine respiratorische Insuffizienz verursachen, wie z.B. eine schwere  Lungenentzündung oder eine Herzschwäche

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Adrian Gillissen Klinikdirektor Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin Klinikum Kassel, auf dem 9. Symposium Lunge am Samstag, den 10. September 2016 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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