Die fortgeschrittene COPD ist durch eine zunehmende Einschränkung der Atmungsfunktion gekennzeichnet, die so genannte respiratorische Insuffizienz. Diese Einschränkung der Atmung kann mehrere Ursachen haben.
Hierbei lassen sich im Wesentlichen zwei Bereiche voneinander unterscheiden: Zum einen kann sich durch das Lungenemphysem eine Einschränkung der Lunge selbst ergeben (= pulmonale Insuffizienz). Dies hat zur Folge, dass nicht genügend Sauerstoff in den Körper aufgenommen werden kann. Wobei Kohlendioxid dennoch unproblematisch aus dem Körper über die Lungen in die Umgebungsluft abgeatmet werden kann. Auf der anderen Seite kann auch eine mechanische Beeinträchtigung der Atmung bestehen, eine sogenannte Störung der Atempumpe (= Atempumpinsuffizenz). Hier ist grundsätzlich das Zusammenspiel zwischen dem Atemantrieb im Gehirn, dem Nervensystem, den Atemmuskeln und dem Brustkorb gestört. Die Folge hiervon ist nicht nur eine Einschränkung der Sauerstoffaufnahme, sondern auch der Kohlendioxidabgabe.
Dementsprechend müssen bei fortgeschrittener COPD unterschiedliche Behandlungskonzepte Anwendung finden. Eine Erniedrigung der Sauerstoffwerte (Sauerstoffpartialdruck) im Blut, kann langfristig mit einer Sauerstofflangzeittherapie behandelt werden. Komplizierter ist die Situation dann, wenn zusätzlich zum Sauerstoffmangel noch eine Erhöhung der Kohlendioxidwerte (Kohlendioxidpartialdruck) im Blut zu messen sind - wenn also die Atempumpe nicht mehr in der Lage ist, ausreichend genug Luft zu pumpen, um auch das beim Stoffwechsel entstehende Kohlendioxid wieder abzuatmen. Hier kann eine Sauerstofftherapie nicht hilfreich sein, da das Problem nicht der gestörte Gasaustausch in der Lunge ist, sondern die mechanische Einschränkung der Atempumpe. Dies basiert in der Regel auf eine Schwäche der Atemmuskeln, insbesondere des Zwerchfells. Zudem ist aber auch die Belastung für die Muskeln erhöht, was zusätzlich zu einer Erschöpfung der Atemmuskeln beitragen kann.
Um einer Erhöhung der Kohlendioxidwerte im Blut entgegenzuwirken, muss die Atmung künstlich gesteigert werden. Dies geschieht mit künstlicher Beatmung, während Medikamente hierfür definitiv nicht zur Verfügung stehen. Die künstliche Beatmung kann eine lebensrettende Maßnahme auf der Intensivstation sein, wird zunehmend aber auch im Sinne einer Langzeitbeatmung im häuslichen Umfeld durchgeführt. Man spricht dann von nicht-invasiver Heimbeatmung oder außerklinischer Beatmung. Diese kann über eine Gesichtsmaske durchgeführt werden, die mittels Haltebänder am Kopf fixiert sind (nicht-invasive Beatmung).
Welche Voraussetzungen, Maßnahmen und individuellen Anpassungen bei der Durchführung einer Sauerstoff-Langzeittherapie oder nicht-invasiven Heimbeatmung - oder auch einer Kombination dieser beiden Therapien - zu beachten sind, wird Prof. Windisch im Einzelnen in seinem Vortrag erläutern.
Quelle: Vortrag von Prof. Dr. med. Wolfram Windisch, Chefarzt der Abteilung Pneumologie in der Lungenklinik Merheim, auf dem 7. Symposium Lunge am Samstag, den 13. September 2014 in Hattingen
© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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