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Zuletzt angepasst am 20.04.2024

Langzeit-Sauerstofftherapie- Für wen? Wie durchführen? Wie überwachen?

Die Ziele einer Langzeitsauerstoffbehandlung(LOT), d.h. der zusätzlichen Inhalation von Sauerstoff über möglichst viele, mindestens aber 15 Stunden pro Tag, für Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten sind:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Verbesserung der Leistungsfähigkeit
- Abnahme der krankheitsbedingten Einschränkungen
- Verbesserung der Lebenserwartung(bisher nur für die COPD belegt).

Für folgende Patientengruppen kann anhand guter Studienergebnisse eine Langzeitsauerstoffbehandlung erwogen werden:

  1. Patienten mit einer COPD und dauerhaft bestehender Verminderung des Sauerstoffdrucks im Blut(≤ 55 mmHg)
  2. COPD. Patienten mit einem Sauerstoffdruck im Blut von ≤ 60 mmHg mit Hochdruck im Lungenkreislauf, Wasseransammlung in den Beinen oder einer starken Vermehrung von roten Blutkörperchen(Hämatokrit≥ 55%)
  3. Patient mit erhöhtem Kohlendioxidpartialdruck im Blut unter bestimmten Bedingungen
  4. Patienten mit Lungenfibrosen und dauerhafter Verminderung des Sauerstoffdrucks im Blut(≤ 55 mmHg)
  5. Patienten mit schwerer Lungenfibrose und erheblicher Atemnot, wobei die Effekte für diese Gruppe nicht gut belegt sind
  6. Patienten mit Mukoviszidose und dauerhaft erniedrigtem Sauerstoffdruck im Blut(≤ 55 mmHg)
  7. Patienten mit einem Hochdruck im Lungenkreislauf und einem erniedrigten Sauerstoffdruck im Blut(≤ 60 mmHg)
  8. Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz und einem erniedrigten Sauerstoffdruck im Blut(≤ 55 mmHg)

Der dauerhaft bestehende Sauerstoffmangel sollte durch 3 Messungen zu verschiedenen Zeitpunkten von z. B. einem Monat nachgewiesen werden, und zwar in einer stabilen Phase der Erkrankung. Erniedrigte Sauerstoffdruck-Werte im Blut, die bei einer akuten Verschlechterung, z. B. während eines Krankenhausaufenthaltes gemessen wurden, können sich durch eine Behandlung bessern und sind keine Grundlage für eine LOT.

Durch Messungen des Sauerstoffdrucks im Blut oder der Sauestoffsättigung am Tage ,in der Nacht oder unter Belastung wird die Flussrate (l Sauerstoff pro min) festgelegt, die notwendig ist, um einen Sauerstoffdruck im Blut von mindestens 60mmHg zu erreichen bzw. eine Sauerstoffsättigung von > 90%. Sollten unter einer Sauerstoffbehandlung die Kohlendioxiddrucke im Blut kritisch ansteigen, sind eine Optimierung der medikamentösen Behandlung und eine nichtinvasive Beatmung zu erwägen.

Für die Auswahl des Gerätes zur Durchführung der LOT sind die notwendige Sauerstoff-Flussrate, die Mobilität des Patienten und auch dessen persönliche Präferenzen für das infrage kommende System zu berücksichtigen. In der Regel profitiert ein mobiler Patient von einem Flüssig-Sauerstoffsystem mit zuhause stehendem Reservoir(Tank) und leicht zu tragenden Behältern, die ihm auch außerhalb des Hauses genügend Sauerstoff für einige Stunden zur Verfügung stellen.Für Patienten, die sich überwiegend aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung zuhause aufhalten, kann der Sauerstoff über O2-Konzentratoren rund um die Uhr bereitgestellt werden.

Die Langzeit- Sauerstoffbehandlung verlangt Kennntnisse des Patienten in die Technik,die korrekte Nutzung mittels Schlauchsysteme und Nasenbrillen mit und ohne Befeuchtung sowie die Einsicht, dass der Sauerstoff nur so lange wirkt,wie er eingeatmet wird.Dies bedeutet, dass eine ganztägige Nutzung optimal ist und der Einsatz über weniger als 15 Stunden pro Tag keine positiven Langzeiteffekte bezüglich Steigerung der Lebenserwartung zeigt. Daher sind häusliche Kontrollen der korrekten Funktion des Gerätes und der korrekten Nutzung durch Geräteanbieter erforderlich. Nach einer Einweisung sollte die nächste Kontrolle nach spätestens 4 Wochen erfolgen. Weitere Kontrollen sind im Verlauf erforderlich,für aktuelle Probleme mit dem Gerät sollte eine Hotline zum Gerätehersteller verfügbar sein.

Ärztliche Kontrollen sollten bei einem Pneumologen, der eine Blutgasanalyse durchführen kann, 3 Monate nach Indikationsstellung und Ersteinstellung des Gerätes erfolgen, danach in 6 monatigen Abständen, verbunden mit der Möglichkeit, bei Problemen den die Therapie steuernden Arzt sofort zu erreichen.

Nach den vorliegenden Untersuchungen führt eine LOT mit niedrigen Flussraten bei COPD-Patienten nicht zu klinisch relevanten unerwünschten Wirkungen durch den Sauerstoff(sogenannte Sauerstoff-Toxizität). Insbesondere bei Rauchern ist auf das erhöhte Risiko häuslicher Brände und von Verbrennungen hinzuweisen.Ziel ist die Aufgabe jeglichen Tabakrauchens vor Beginn einer Langzeit-Sauerstofftherapie.

Quelle:
Kongresszeitung - Symposium-Lunge 2018, Prof. Dr. med. Heinrich Worth

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