Hilfreiche Wirkstoffe können durch richtige Inhalation direkt zu den erkrankten Atemwegen gelangen, um dort ihre heilsame Wirkung zu entfalten. Die heutige Medizin unterscheidet bei der medikamentösen Therapie zwischen Wirksamkeit und Nutzen.
Eine Substanz, die als Medikament zur Behandlung von Erkrankungen zugelassen werden soll, muss zunächst unter Beweis stellen, dass sie wirkt. Dies geschieht in einem streng reglementierten Verfahren. Der Nutzen, den das Medikament dabei für die Patienten hat, muss zusätzlich geprüft werden. So ist es beispielsweise gut, wenn sich durch einen Wirkstoff bestimmte Messwerte günstig beeinflussen lassen. Nützlich ist dies allerdings erst dann, wenn sich daraus Effekte ableiten, die der Patient positiv erlebt. Mehr Luft zu bekommen, seltener unter Atemnotanfällen zu leiden oder seltener ins Krankenhaus zu müssen, können solche positiven Auswirkungen sein. Sie belegen den Nutzen. Bei Erkrankungen der Atemwege kommt dem Inhalator und der Inhalationstechnik eine besondere Bedeutung zu. Denn ein Medikament, das seine Wirkung nicht entfalten kann, weil es die Atemwege nicht erreicht, ist sinnlos.
Um welche Erkrankungen geht es?
Die inhalative Therapie kann bei allen Erkrankungen eingesetzt werden, die sich im Bereich der Atemwege abspielen. Es gibt dabei seltene Erkrankungen wie die Mukoviszidose, die mit aufwändigen Inhalatoren behandelt werden. Viel häufiger sind allerdings die als Volkskrankheiten bezeichneten Erkrankungen Asthma bronchiale und COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung), bei denen regelhaft Inhalatoren zum Einsatz kommen.
Asthma bronchiale wird hauptsächlich durch eine allergische Reaktion ausgelöst. Durch sogenannte Allergene (z.B. Gräserpollen, Katzenspeichel oder den Kot der Hausstaubmilbe) kommt es zu einer Entzündungsreaktion des Körpers. Dabei schwillt die Schleimhaut der Atemwege an, gleichzeitig verkrampft sich die Muskulatur der Bronchien. Dadurch werden die Atemwege immer enger und es fällt den Betroffenen immer schwerer, Luft ein- und auszuatmen. Schlimmstenfalls droht der Tod durch ersticken. Dies ist heute zum Glück allerdings sehr selten, dank der inhalativen Therapie. Sie bringt den antientzündlichen Wirkstoff Kortison bis in die kleinsten Atemwege. Die Entzündungsreaktion wird so unterbrochen, die Schleimhaut schwillt ab und die Bronchien können sich wieder weiten.
Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) handelt es sich um eine Krankheit, die u.a. als Folge von jahrelangem inhalativen Tabakkonsum entstehen kann. Dieses Leiden betrifft Millionen Menschen weltweit, allein in Deutschland ist jeder sechste erwachsene Raucher betroffen. Der Begriff „obstruktiv“ bezeichnet dabei die Verengung der Atemwege, die als sich Folge einer chronischen Entzündungsreaktion entwickelt. Diese Entzündung führt zusätzlich zu einer Zerstörung der Lungenbläschen und zur Bildung von zähem Schleim in den Atemwegen. Anders als bei Asthma kann die Erkrankung durch inhalative Medikamente nicht vollständig gelindert werden. Es ist allerdings möglich, die Symptome der Betroffenen deutlich zu bessern.
Vorteile der Inhalation
Die Therapie mittels Inhalation bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. Schluckt der Patient eine Tablette, so muss der Wirkstoff aus dem Verdauungstrakt aufgenommen werden. Anschließend wird er auf dem Blutweg zum eigentlichen Zielorgan transportiert. Um sicherzustellen, dass eine genügend hohe Konzentration des Medikaments am Ort der Wirkung erreicht wird, muss der Körper eine erheblich größere Dosis der Substanz aufnehmen, als dies für den eigentlichen, gewünschten Effekt notwendig wäre. Dies bedeutet, dass auch mehr Nebenwirkungen hingenommen werden müssen. Anders ist es bei der Inhalation: Da hierbei ein großer Teil des Medikamentes direkt an das Zielorgan gelangt, reichen sehr geringe Dosierungen aus, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dementsprechend gering sind auch die Nebenwirkungen. Die Inhalation hat noch einen weiteren Vorteil: Der Eintritt der Wirkung erfolgt sehr rasch, je nach Medikament innerhalb von wenigen Sekunden bis Minuten. Ein so schneller Effekt ist mit Tabletten kaum zu erzielen. Nur die Injektion mittels Spritze kann eine ähnlich schnelle Anflutung des Wirkstoffes wie die Inhalation erreichen. Nun sind Spritzen in der Regel unangenehm und müssen außerdem durch einen Arzt verabreicht werden - die Inhalation hingegen ist vollkommen schmerzfrei und vom Patienten jederzeit selbst durchzuführen.
Wirkstoffe
Welche Wirkstoffe werden bei Asthma und COPD inhaliert? Grundsätzlich lassen sich bei der inhalativen Therapie drei verschiedene Arten von Medikamenten unterscheiden: Zunächst zu nennen sind die schnell wirksamen atemwegserweiternden Medikamente, die als sogenanntes Notfallspray dienen. Meist ist der für diese Substanzgruppe verwendete Inhalator blau. Eine weitere Gruppe stellen die langwirksamen Bronchodilatatoren dar, die ein- bis zweimal täglich inhaliert werden. Sie werden als Dauertherapie verwendet und stellen die Erweiterung der Atemwege während des gesamten Tages sicher. Die letzte Gruppe der inhalierbaren Medikamente sind entzündungshemmende Wirkstoffe, die als topische Steroide bezeichnet werden. Topisch (Griechisch topos = der Ort) bedeutet dabei, dass diese Substanzen ihre Wirkung nur dort entfalten, wo sie durch die Inhalation hingelangen, der übrige Körper wird geschont. Verglichen mit Tabletten haben topische Steroide dementsprechend nur sehr geringe und gut beherrschbare Nebenwirkung. Einer der erwähnenswerten überwünschten Effekte ist eine Pilzbesiedlung der Mundschleimhaut. Diese wird durch den Anteil des Medikamentes verursacht, der nicht in die Atemwege gelangt, sondern sich in der Mundhöhle ablagert. Durch Ausspülen des Mundes nach der Inhalation kann diese Nebenwirkung weitestgehend vermieden werden. Tritt sie dennoch auf, reicht meist eine dreitägige Behandlung mit Lutschtabletten oder einer Suspension aus, um die Besiedlung zu beenden.
Um die Inhalation mehrerer Wirkstoffe zu erleichtern, haben sich heute sog. fixe Kombinationen etabliert. Dabei werden ein bronchialerweiternder Wirkstoff und ein Steroid gleichzeitig aus einem einzigen Inhalator mit nur einem Atemzug inhaliert. Dies hat zwei Vorteile: Erstens wird die Anzahl der für die Therapie der Atemwegserkrankung erforderlichen Inhalatoren reduziert. Dies erleichtert die Behandlung und macht sie angenehmer. Zum zweiten besteht zwischen beiden Wirkstoffen ein synergistischer Effekt: Die gleichzeitige Gabe verstärkt die Wirkung beider Substanzen. Das bedeutet wiederum, dass eine geringere Menge der Medikamente ausreicht, um die erwünschte Wirkung zu erzielen.
Unterschiede zwischen den Inhalatoren
Grundsätzlich werden zwei verschiedene Arten von Inhalatoren unterschieden: Bei den Dosieraerosolen wird durch Druck auf das Gerät ein Sprühstoß erzeugt. Dieser sichtbare Nebel soll inhaliert werden. Zu beachten ist dabei, dass die Sprühwolke nur für kurze Zeit (weniger als eine Sekunde) vorhanden ist. Dies erfordert eine gute Koordination des Inhalationsmanövers, um genau zum richtigen Zeitpunkt einzuatmen. Gelingt das nicht, landet das Medikament im Mundraum anstatt in den Atemwegen. Die Inhalalation soll bei Dosieraerosolen langsam und tief erfolgen, um möglichst viel Wirkstoff in die Atemwege zu transportieren. Die andere Gerätegruppe stellen Trockenpulverinhalatoren dar. Bei diesen Inhalatoren wird eine präzise abgemessene Dosis des Medikaments als Pulver zur Verfügung gestellt. Durch die Inhalation saugt man das Medikament aus dem Gerät. Das Pulver wird dabei durch den Luftstrom im Inhalator verwirbelt, so entsteht ein feiner Wirkstoffnebel, der die tiefen Atemwege erreicht. Der Atemzug soll bei Trockenpulverinhalatoren zügig und tief erfolgen, um eine ausreichende Flussgeschwindigkeit sicherzustellen.
Die richtige Inhalation
Es ist sinnvoll, dem Hausarzt oder Facharzt in regelmäßigen Abständen das Inhalationsmanöver vorzuführen. Dazu muss der Inhalator zum Arztbesuch mitgebracht werden. Der Arzt ist so in der Lage, eine optimale Verwendung des Inhalators zu ermöglichen. Auch Apotheker sind in der Handhabung von Inhalatoren bestens geschult. Lassen Sie sich in der Apotheke das Gerät erklären und überprüfen Sie bei jeder Einlösung eines Rezeptes, ob Sie die Inhalationstechnik optimal durchführen. Erfahrungsgemäß finden sich auch nach jahrelanger vermeindlich korrekter Anwendung Fehler, die eine Verringerung des gewünschten Effektes sowie mehr Nebenwirkungen verursachen können. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, das Internet zu nutzen: Die Deutsche Atemwegsliga hat zu jedem in Deutschland verfügbaren Inhalator Schulungsvideos erstellt, die kostenfrei angeschaut werden können. Wie immer gilt: Selbsthilfegruppen stellen eine hervorragende Möglichkeit für die Vermittlung von Wissen dar - auf im Hinblick auf die inhalative Therapie von Asthma bronchiale und COPD. Ein wesentlicher Eckpfeiler der medikamentösen Therapie von COPD ist die Inhalation von Arzneimitteln. Der Einzeldosen-Trockenpulverinhalator gewährleistet sowohl exakte Wirkstoffdosierung und visuelle Inhalationskontrolle als auch einen konstanten Partikel-Flow über ein breites Spektrum von Luftströmen (30-90 Liter/Minute).
Wichtige Hinweise für eine erfolgreiche Inhalation
- Tief ausatmen VOR Inhalation
So stellen Sie sicher, dass sie bei der Inhalation wirklich tief einatmen können und möglichst viel Wirkstoff den Zielort erreicht. - Fünf Sekunden Luft anhalten NACH Inhalation
So geben Sie dem Medikamentennebel die Zeit, sich an der Schleimhaut der Atemwege abzulagern, denn dort soll sich die Wirkung entfalten. - Stehen oder Oberkörper aufrecht halten
So sind Kehlkopf und Luftröhre gestreckt. Denn je weniger die Luftröhre abgeknickt ist, umso leichter fällt die Inhalation. Optimal ist die sogenannte Schnüffelstellung, bei der der Kopf leicht nach vorne gestreckt ist. - Nach der Inhalation von Kortison den Mund ausspülen
So reduzieren Sie Nebenwirkungen. Bei jeder Inhalation verbleibt ein gewisser Anteil des Medikamentes in der Mundhöhle. Damit unerwünschte Effekte ausbleiben, soll der Mund gründlich ausgespült werden.
Zeigen Sie es allen
So können Hausarzt, Facharzt oder Apotheker die optimale Inhalationstechnik sicherstellen und Ihnen hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit dem Inhalator geben.
Dr. med. Justus de Zeeuw Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin
Dieser Beitrag wurde uns von der Redaktion der Fachzeitschrift Forum Sanitas zur Nutzung freigegeben.
© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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