Patienten mit eingeschränkter Abwehr - dazu zählen auch Patienten mit COPD - haben ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko für Lungen- und Atemwegsinfektionen. Vor allem für solche mit einem schwereren Verlauf, da die Erreger (in den meisten Fällen entweder Viren oder Bakterien) schwerwiegende Exazerbationen auslösen können.
Es kommen auch Ko-Infektionen vor, also mehr oder weniger gleichzeitig bestehende virale und bakterielle Infektionen, sowie so genannte Super-Infektionen, wobei meistens im Beginn eine virale Infektion besteht, der eine bakterielle Infektion folgt. Daher sollten alle Möglichkeiten der Prävention bei diesen Patienten genutzt werden, wobei neben Hustenhygiene, Handhygiene und anderen allgemeinen Verhaltensregeln, der Schutzimpfung ein besonderer Stellenwert zukommt.
Die so genannten Rhinoviren sind die häufigsten Auslöser einer viralen Exazerbation der COPD, also einer akuten Verschlechterung der COPD mit Zunahme von Luftnot, Husten und Auswurf. Es wird mit Hochdruck seit Jahren an Impfstoffen gegen diese Erreger gearbeitet. Dies gestaltet sich allerdings als schwierig, da die Gruppe der Rhinoviren sehr groß ist und jedes ihrer rund hundert Mitglieder jeweils anders vom Immunsystem erkannt wird.
Ein weiteres wichtiges Atemwegsvirus ist das Respiratorische Synzytialvirus (RSV), da es häufig bei Patienten mit COPD-Exazerbationen vorkommt und vermutlich auch bleibende Infektionen verursachen kann. Gegen RSV sind ebenfalls Impfstoffe und neue antivirale Medikamente in der Entwicklung. Weitere wichtige Atemwegsviren, gegen die es derzeit keine Impfstoffe gibt, sind Coronaviren, Parainfluenzaviren, das humane Metapneumovirus sowie Adenoviren.
Grippeviren sind seit langem bekannt als Auslöser von COPD-Exazerbationen. So kommt es während der Grippe-Saison deutlich häufiger zu COPD-Exazerbationen, zudem werden Grippeviren auch sehr häufig in den Atemwegen von Patienten mit COPD-Exazerbationen nachgewiesen. Grippeviren sind zurzeit die einzigen Viren, gegen die eine wirksame Impfung zur Verfügung steht. Diese Impfung wird allen Personen > 60 Jahre sowie allen Patienten mit COPD empfohlen und muss jährlich wiederholt werden.
Ähnlich wie bei den Viren gibt eine ganze Reihe verschiedener Bakterien, die als Auslöser von COPD-Exazerbationen und Lungenentzündungen bekannt sind. Bei COPD-Exazerbationen werden am häufigsten diejenigen Bakterien gefunden, welche auch in den oberen Atemwegen vorkommen. Es handelt sich um Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae), Haemophilus influenzae und Moraxella catharralis. Bei schwergradiger COPD werden zunehmend auch kompliziertere Bakterien wie zum Beispiel Pseudomonas aeruginosa angetroffen, bei denen die üblichen Antibiotika nicht mehr wirksam sind, so dass speziellere Antibiotika verordnet werden müssen.
Was die Atemwegsbakterien angeht, gibt es nur Impfstoffe gegen Pneumkokken und den Keuchhustenerreger Bordetella pertussis. Beide gehören zu den Standardimpfungen im Kindesalter. Für Keuchhusten (Pertussis) gibt es keine spezifische Indikation für COPD Patienten. Die Empfehlung für Menschen > 60 Jahre lautet, dass im Rahmen einer Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphterie alle zehn Jahre die nächst anfallende zusammen mit Pertussis geimpft werden sollte. Die Pneumokokken-Impfung wird auch als Standard für Personen > 60 Jahre sowie als Indikationsimpfung für Patienten mit COPD empfohlen.
Die Impfraten bei COPD-Patienten sind leider noch nicht ausreichend. Auch stehen noch nicht für alle wichtigen Erreger wirksame Impfstoffe zur Verfügung. Eine bessere überwachung der zirkulierenden Erreger (Surveillance) wie auch eine Weiterentwicklung der Impftechnologien sollten die Basis für die notwendigen Fortschritte auf diesem wichtigen Gebiet bieten.
Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Gernot Rohde vom Maastricht Universitary MedicalCentre, Department of Respiratory Medicine
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