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Zuletzt angepasst am 31.03.2025

Atemtherapie mit praktischer Anleitung

Training für die Lunge.

Ein Muss bei COPD.

Sie leiden an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und haben das Gefühl viel zu schnell an die Grenzen Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit zu stoßen? Spezielle Angebote der Sportund Physiotherapie wie  Atemtherapie, Lungensport und Muskelaufbautraining sind wichtige Ergänzungen der medikamentösen Behandlung und können Ihnen zu mehr Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verhelfen.

Fortschreiten der COPD

Mit fortschreitendem Krankheitsstadium der COPD entwickelt sich zunehmend Atemnot. Bei den meisten beginnt der Leidensdruck erst spät und ein Arztbesuch wird hinausgezögert. Dabei lässt sich die Erkrankung besser in den Griff  bekommen, je frühzeitiger die Behandlung begonnen wird. Häufig setzt bereits mit Beginn der medikamentösen Behandlung durch Ihren Arzt eine spürbare Verbesserung der Beschwerden ein. Bestimmt aber kennen Sie genügend  Situationen, in denen Sie an die Grenzen Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit stoßen und sich einfach unwohl oder sogar hilflos fühlen.

Vielleicht haben Sie sich bereits mit Ihren eigenen Möglichkeiten und Grenzen auseinandergesetzt. Dann haben Sie selber schon einen wichtigen Schritt im Umgang mit der Erkrankung begonnen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Ihnen  dabei Zweifel aufgekommen sind:
„Werde ich auf Spaziergänge bald verzichten müssen? Kann ich Treppen bald nicht mehr steigen? Wie soll ich mich versorgen, wenn selbst das Tragen einer Einkaufstasche zur Qual wird?“

Die Atemnot beeinflusst zunehmend mehr Ihre Lebensgewohnheiten. Und da Atemnot oftmals als bedrohlich empfunden wird, liegt es nahe, dass Sie jeder Form der Belastung möglichst aus dem Weg gehen. Sie fühlen sich gefangen in einer Abwärtsspirale, einem regelrechten Teufelskreis, der sich immer schneller dreht und Sie runter zieht. Doch permanente Schonung ist auf Dauer keine Lösung – im Gegenteil. Fehlende körperliche Aktivität führt zum Abbau der Muskulatur, wird Sie weiter schwächen und begünstigt das Aufkommen von Begleiterkrankungen, wie einem Verlust an Knochendichte (Osteoporose) oder auch einer Schwäche des Herz-Kreislauf-Systems.

Damit sollten Sie sich auf keinen Fall abfinden. Atemphysiotherapie, Lungensport und Muskelaufbautraining helfen Ihnen diesen Teufelskreis zu durchbrechen und bieten Ihnen die Möglichkeit selbstständig zu mehr Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu gelangen. Neben der medikamentösen Behandlung ist die regelmäßige Durchführung von Training ganz entscheidend.

Atemtechniken

Atemtechniken bilden die Grundlage für ein Training. Die richtige Atemtechnik und körperliche Fitness helfen Ihnen Leistungsfähigkeit und vor allem Ihr Wohlbefinden entscheidend zu verbessern. Eine Verschlechterung Ihrer Erkrankung kann sogar hinausgezögert werden. Durch gezieltes Training können Sie Atemnot reduzieren, lernen mit Ihrer Erkrankung umzugehen und Funktion und Zustand Ihrer Muskulatur verbessern.

Lernen Sie die Atemfrequenz, die Atemtiefe und die Atmungsart selbst willentlich zu beeinflussen. Durch Ihre Grunderkrankung und den daraus resultierenden „Luftstau“ in der Lunge werden die Atemmuskeln in Ihrer Funktion behindert.

Atemmuskeln

Der Hauptatemmuskel ist das Zwerchfell, dass Brust und Bauchraum voneinander trennt. Eine große Bedeutung kommt auch der Muskulatur zu, die sich zwischen Ihren Rippen befindet. Zu den Atemhilfsmuskeln zählen unter  anderem der Kopfdreher, sowie Teile der Brust- und Rückenmuskulatur.

Im Normalfall sind die Atemhilfsmuskeln nicht maßgebend an der Einatmung beteiligt. Sie greifen erst dann ein, wenn die primären Atemmuskeln nicht ausreichend arbeiten können – so wie es bei der COPD der Fall ist. Durch die  Lungenüberblähung wird das Zwerchfell ständig nach unten gedrückt und kann sich nicht ausreichend zusammenziehen.

Die Zwischenrippenmuskulatur ist verkürzt. Sie können sich das so vorstellen, dass diese Muskeln bereits in Einatemposition sind, bevor überhaupt die Einatmung begonnen hat. Das mag Ihr Gefühl verstärken, das Sie nicht genügend Luft in die Lungen bekommen.

Lippenbremse

Für Menschen mit COPD ist die „Lippenbremse“ die absolute Basisübung. Bei COPD ist die Ausatemphase oft sehr kurz, die Atemfrequenz hoch und die Atemtiefe flach. Die „Lippenbremse“ verlängert die Ausatmung und reduziert so die Atemfrequenz. Sie  ält die Atemwege länger offen und optimiert den Luftstrom.

Mit der einfachen Übung der „Lippenbremse“ verbessern Sie die Atmung und verringern Ihr Gefühl von Atemnot. Ausgebildete Sport- oder  Physiotherapeuten werden Ihnen helfen die richtige Anwendung der „Lippenbremse“ zu lernen. Wenn Sie gut mit der „Lippenbremse“ umgehen können, nutzen Sie diese Technik wann immer Sie sich kurzatmig fühlen.

Körperhaltung

Eine gute Körperhaltung ist die Basis für Atemübungen und hilft, die Atmung zu verbessern. Zwerchfell und Atemmuskulatur können ungehindert arbeiten. So gibt es einige Körperhaltungen, die Ihnen das Atmen besonders erleichtern. Die Atemmuskeln müssen dabei möglichst wenig Arbeit leisten. Sie können sich dabei entspannen. Diese Übungen sind ideal, wenn Sie nach körperlicher Anstrengung eine Pause brauchen.

Information und Beratung

Eine zielgerichtete aktive Behandlung setzt sich häufig aus verschiedenen Leistungen zusammen. Man kann sagen: die richtige „Mischung“ macht´s. Damit Sie auch die entsprechende Leistung zum richtigen Zeitpunkt erhalten,  bedarf es einer guten Zusammenarbeit zwischen Arzt, Sport- und Physiotherapeut – vor Allem aber Ihrem Willen und Ihrer Mitarbeit!

Sprechen Sie Ihren Arzt auf die Teilnahme an einer Lungensportgruppe, Atemtherapie und gerätegestütztem Training an. Wenden Sie sich an Sport und Physiotherapeuten, fragen Sie nach geeigneten Therapieeinrichtungen bei Ihrer Krankenkasse und nutzen Sie die Kontakte und Informationsangebote der Selbsthilfegruppen. So können Sie gezielt nach Möglichkeiten zur Verbesserung Ihrer persönlichen Situation suchen.

Auf dem Symposium Lunge bieten mein Team der Physiotherapie am Lungenzentrum Essen und ich Ihnen die Teilnahme an aktiven Übungen in der Mittagspause. Wichtige Tipps zu Hilfsmitteln und Eigenübungen erfahren Sie in  unserem Workshop und persönliche Information und Beratung erhalten Sie an unserem Infostand in den Räumen der Industrieausstellung.

Sprechen Sie offen über Ihre Sorgen, Fragen und Erwartungen. Warten Sie nicht bis Andere Ihnen helfen und werden Sie noch heute aktiv!

Quelle: Vortrag von Dr. rer. medic. Sebastian Teschler Physio- und Atmungstherapeut Physiotherapie am Lungenzentrum (Reha Vital GmbH), Essen, auf dem 9. Symposium Lunge am Samstag, den 10. September 2016 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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